Wortgeschichten

Wann Tiere sprechen

Illustration: Tizian Merletti

Weihnacht steht vor der Tür – es ist Zeit für unsere Weihnachts(wort)geschichte. Zum Sprachlichen müssen wir wenig sagen, ist es doch weithin bekannt, dass in «Weihnacht» althochdeutsch wīh «heilig» und naht «Nacht» steckt; althochdeutsch zi dēn wīhēn nahtun bedeutete also «in den heiligen Nächten». Vielleicht nicht mehr so bekannt ist, dass man das Wort im traditionellen Schweizerdeutsch Wienecht, also mit einem abgeschwächten ‑e- in der zweiten Silbe, ausspricht; in Schaffhausen, im Thurgau und im Zürcher Weinland heisst es traditionell dreisilbig und mit Umlaut in der Mittelsilbe Wynächte oder Wienächte.

Nicht vergessen sollten wir urbanen Menschen aber, dass Tiere in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember sprechen können! Im Kanton Zürich parliert das ganze Vieh im Stall. Ziemlich eingeschränkt ist die Kommunikation im zugerischen Oberägeri, wo jedes Einzeltier nur ein Wort sagt. Im bernischen Lützelflüh wiederum haben die Pferde den Übergang vom julianischen zum gregorianischen Kalender nicht vollzogen, heisst es doch, sie sprächen i der alte heilige Nacht, also erst in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar.

Übrigens: Wie schon am Andreastag (siehe unsere Wortgeschichte hierzu) kann man auch in den Weihnachtstagen in die Zukunft blicken. Ein Beispiel: Man nehme sechs Zwiebeln, halbiere sie, höhle sie aus, weise jedem solchen Schälchen einen Monat zu und fülle sie am Heiligen Abend mit Salz. Am nächsten Morgen kann man aus der relativen Feuchtigkeit des Salzes auf die Witterung des betreffenden Monats schliessen. Vergesst also Meteo Schweiz!


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Potz Sackerzucker, das isch misex e verdaalisch tü...
Wie einem der heilige Andreas in die Zukunft schau...

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