Wortgeschichten

Deubelbeiss, Haudenschild und Schlaginhaufen: Familiennamen in der Form sogenannter Satznamen

Von Deubelbeiss über Haudenschild bis Schlaginhaufen: Es gibt nicht nur Familiennamen wie Roth und Müller, sondern auch solche, die ganze Sätzlein bilden. Diese sog. Satznamen bestehen aus einem Verbstamm (1. Person Singular? Befehlsform?) und in der Regel einem Substantiv im Akkusativ oder einem Adverb; dazwischen kann ein (oft verschliffener) bestimmter Artikel stehen.

Viele dieser Namen waren ursprünglich wohl spöttisch gemeint, etwa Hablützel (= hab wenig), Nievergelt (= bezahl nie) oder Kehrein (kehr ein, nämlich in ein Wirtshaus). Draufgänger dürften namengebend gewesen sein in Fällen wie Deubelbeiss (= beiss den Teufel), Kliebenschädel (= spalt den Schädel) und Schlaginhaufen oder Schlagenhauf (= schlag [in] den Haufen). Andere Satznamen mögen sich auf den Beruf des ersten Namenträgers beziehen: Hauenstein (= hau den Stein), Hebeisen (= heb das Eisen), Klopfenstein (= klopf den Stein), Schaltenbrand (= schür das Feuer), Spaltenstein (= spalt den Stein). Ob Haudenschild (= hau den Schild) in die Kategorie der Draufgänger oder Schmiede gehört, muss offen bleiben. Feigenwinter (= vernicht den Winter; zu mittelhochdeutsch veigen = töten) wiederum könnte auf ein spätmittelalterliches Fasnachtsspiel zurückgehen.

In der volkstümlichen Literatur des 15. und 16. Jahrhunderts trugen die Protagonisten besonders gerne Satznamen. Ein Bauer etwa hiess Jeckli Zettmist, ein Doktor Lüpold Schüchnüt, eine junge Frau Elsli Tragdenknaben, ein Kaufmann Stellaufgewinn, ein Henker Knüpfauf, und Rumuf und Leerdenbecher waren auch nicht gerade die feinsten Leute ...


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Sex wie ein Florentiner oder wie ein Winterthurer ...
rüüdig & schampar

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