Wortgeschichten

Ochs und Esel

Illustration: Tizian Merletti

Unsere Weihnachts-Wortgeschichte widmen wir den wichtigsten Nebenfiguren bei der Geburt Christi: dem Ochsen und dem Esel.

Sachlich dürfte es klar sein: Im Stall stand kaum ein Zuchtstier, sondern wohl ein kastrierter Ochse, den man für schwere Arbeiten gebrauchen konnte. Sprachlich sind die Verhältnisse für uns Deutschsprachige aber nicht so eindeutig, denn Ochs(e) konnte früher sowohl das verschnittene als auch das nicht verschnittene Rind bezeichnen – und die Etymologen sind sich gar nicht einig, was die ursprüngliche Bedeutung war. Bringt man das Wort mit altindisch ukṣáti «besprengt, befeuchtet» in Zusammenhang, hat Ochse ursprünglich etwa «(Samen-)Spritzer» bedeutet und war folglich ein Zuchtstier. Zieht man aber altindisch úkṣati «er wächst» bei, wäre der Ochse ursprünglich ein kastrierter Mastochse gewesen.

Beim Esel liegen die Probleme anderswo. Die alten Germanen lernten das Tier erst dank den Römern kennen und übernahmen von diesen auch gleich den Begriff dafür: urgermanisch *asiluz (woraus sich das deutsche Esel entwickelt hat) geht auf lateinisch asinus zurück. Überdies ist man sich einig, dass dieses asinus nicht auf das Indoeuropäische zurückgeht; im Fokus steht eine kleinasiatische Herkunftssprache – aber welche?

Egal. Joseph, Maria und Jesus sprachen ohnehin nicht Deutsch, sondern Aramäisch. Und über aramäische Wörter können wir leider keine Auskunft erteilen ...


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lismen
Anken, Schmalz, Britschi – und Butter

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