Baasler Herbstmäss, Lozäärner Määs und der «huorentanz» an der Zurzacher Messe
Diesen Samstag beginnt die Basler Herbstmesse. Mäss in den Bedeutungen ‹überregionaler Markt› und ‹Verkaufsausstellung› hat seinen Ursprung im kirchlichen Bereich. Das Wort bedeutet zwar bis heute ‹Gottesdienst, Eucharistiefeier›, hat aber schon früh eine Bedeutungserweiterung zu ‹Feiertag› und ‹Heiligenfest› erfahren. Von da aus gab es, wie bei Chilbi (vgl. Wortgeschichte Nr. 23 vom 5. September 2012), eine Bedeutungsübertragung auf einen mit dem kirchlichen Fest verbundenen Markt.
Der Ausgangspunkt für die neue Bedeutung von Mäss war die terminliche Verbindung von Märkten mit einem kirchlichen Festtag. Schon im 14. und 15. Jahrhundert gab es in Basel, Luzern, Zürich und in vielen andern Städten und Marktflecken Jahrmärkte, die sich ‹mess› oder ‹miss› nannten. In Luzern und Zürich hat die neue Bedeutung auch zu einer neuen Aussprache des Wortes geführt; hier spricht oder sprach man das Wort in der Bedeutung Jahrmarkt als Määs, das heisst mit einem langen ää, aus. Die Baasler Herbstmäss geht zurück auf eine kaiserliche Bewilligung aus dem Jahr 1471 und dauert 14 Tage, ursprünglich vom Gedenktag der Apostel Simon und Judas (28. Oktober) bis Martini (11. November). Vielfach gab es je zwei Messen an einem Ort, eine im Frühling und eine im Herbst. Die Frühjahrsmesse in Luzern begann am Fest Kreuzauffindung (3. Mai) und dauerte ebenfalls 14 Tage, die dortige Herbstmesse ist mit dem Luzerner Patronatsfest, dem Tag des heiligen Leodegar (2. Oktober), verbunden und als Volksfest noch heute lebendig.
Es gehörte schon zum Wesen der alten Warenmessen, dass an ihnen auswärtige und ausländische Verkäufer ihre Waren feilbieten konnten. Das attraktive Warenangebot war denn auch der Hauptgrund für den Zulauf von grossen Volksmengen. Ein besonderes Licht auf die vergnügliche Seite des alten Messelebens wirft der sogenannte «huorentanz» an den Zurzacher Messen des 16. und 17. Jahrhunderts. Man muss sich diesen Tanz als rituelle Veranstaltung vorstellen, als eine Art Schönheitswettbewerb unter den in grosser Zahl angereisten Liebesdienerinnen. Der Landvogt von Baden führte dabei die schönste der anwesenden Frauen zum Tanz und überreichte ihr eine Geldgabe.
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