Wortgeschichten

Lööl (Löu), Lööli

Der Lööli oder Lööl (bzw. Löu) oder auch Lool ist bekanntlich ein Dummkopf, ein Einfaltspinsel. Was die Herkunft des Wortes angeht, denkt man an einen losen Zusammenhang mit der lautmalerischen Wortfamilie von lallen «undeutlich sprechen» und lullen «leise singen». Früher sprach man auch vom Lollbruder und vom Lollhart, beides spöttische Begriffe für einen (ungelehrten) Mönch.

Das Wort ist schon seit mehreren Jahrhunderten geläufig. Der älteste bekannte Beleg stammt aus Südbaden: «Sie würfft im den korb nider und sagt: Sih da, löll! faß den korb balt an!» (1414/20). Die erste Bezeugung auf (heute) schweizerischem Boden kommt aus Kriessern im St. Galler Rheintal: «Hans Gächter, genannt Löll» (1486). In Anshelms Berner Chronik finden wir den Lolfätzen: «Do sprach Maria zornklich zuo irer Kathrinen: Hei, der tüfel ist im lolfätzen! schlach den verfluochten lolfätzen ins antlit! Das tät si, dass im ein back 8 tag geschwollen bleib» (1526/40).

Ausschliesslichkeit können wir Alemannen allerdings nicht beanspruchen: Im spätmittelalterlichen Frankfurt verstand man unter Lölle einen «unnützen, unfügsamen» Menschen, und in Oberhessen war im 19. Jahrhundert der Lolles eine «fahrlässige, träge» Person. Doch scheint das Wort im Hessischen inzwischen ausgestorben zu sein – sodass heute nur noch wir Schweizer, Südbadener und Vorarlberger en Lööli oder e Löu sein können.


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huereguet
Verzell kän Hawass (Habasch)

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