Hundenamen im Jahre 1504
Wie nannte man vor fünfhundert Jahren seinen Hund? Auskunft gibt der sogenannte Zürcher Glückshafenrodel von 1504. Ein Glückshafen war das, was wir heute Lotterie nennen, und um die eigenen Gewinnchancen zu erhöhen, liess man nicht nur sich selbst, sondern oft auch alle Familienangehörigen, das Gesinde und sogar die Haustiere namentlich in das Verzeichnis eintragen. Im Folgenden führen wir eine repräsentative Auswahl aus rund achtzig Hundenamen an.
Manchmal trugen Hunde gewöhnliche menschliche Rufnamen wie «Ännly» (zu Anna) oder «Bennly» (zu Benedikt), häufiger jedoch waren edle, aus der damals geläufigen Literatur bekannte Namen wie «Arttus», «Fortuna», «Melesinn» und «Venus». Auch «Fürst(li)», «Löw» und «Schell(i)» (= Hengst) zeugen von Wertschätzung. Andere wiederum dachten ganz praktisch und riefen ihre Vierbeiner schlicht und einfach mit einer Befehlsform: «Heb ann» (= halt an, oder vielleicht: halt ihn), «Weck» (= wecke [mich, wenn etwas geschieht]), «Wer dich» (= wehr dich), «Zuck» (= fass, zu «zucken, zücken», schnell ergreifen). Wie auch heute noch konnte das Aussehen namengebend sein: «Mörli» und «Brendli» waren sicher Hunde mit schwarzem Fell, «Hotz» und «Hüdelli» solche mit zottigem Fell, «Dammast» und «Sattin» solche mit glattem Fell; das «Stümpli» hatte wohl einen Stummelschwanz, der «Stern» einen hellen Stirnfleck. Auf die Schnelligkeit verweisen Namen wie «Yl» (= eile), «Renni» oder «Fürbas» (= vorwärts), auf die Art der Fortbewegung «Häderli» und «Zyberlin» (zu «häderlen» bzw. «ziberlen» = mit raschen kurzen Schritten laufen). Das Motiv des Jagens und Verjagens liegt etwa bei «Veng» (= fangend), «Stöibli» (zu «stäuben» = verjagen, aufscheuchen) oder «Weidman» vor. Einige Hunde waren schlicht namenlos und wurden ganz phantasielos «Menli» (= Männlein) oder «Vötschli», «Föitz» (= Hündin) gerufen. Es gab aber auch Tiere, die scherzhafte Namen trugen wie «Wer weisd» (= wer weiss) und «Niemen» (= niemand) – diese waren ganz praktisch, denn hatte der Hund Mist gebaut und fragte jemand den Hundebesitzer, wer das getan habe, konnte dieser ohne schlechtes Gewissen mit «Wer weiss» bzw. «Niemand» antworten...
Quellen: Der Glückshafenrodel des Freischiessens zu Zürich 1504, hg. von Friedrich Hegi, Zürich 1942 sowie Hans Wanner, Hundenamen aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Festschrift für Ernst Ochs, hg. von Karl Friedrich Müller, Lahr 1951
Permalink: https://idiotikon.ch/wortgeschichten/hundenamen
Manchmal trugen Hunde gewöhnliche menschliche Rufnamen wie «Ännly» (zu Anna) oder «Bennly» (zu Benedikt), häufiger jedoch waren edle, aus der damals geläufigen Literatur bekannte Namen wie «Arttus», «Fortuna», «Melesinn» und «Venus». Auch «Fürst(li)», «Löw» und «Schell(i)» (= Hengst) zeugen von Wertschätzung. Andere wiederum dachten ganz praktisch und riefen ihre Vierbeiner schlicht und einfach mit einer Befehlsform: «Heb ann» (= halt an, oder vielleicht: halt ihn), «Weck» (= wecke [mich, wenn etwas geschieht]), «Wer dich» (= wehr dich), «Zuck» (= fass, zu «zucken, zücken», schnell ergreifen). Wie auch heute noch konnte das Aussehen namengebend sein: «Mörli» und «Brendli» waren sicher Hunde mit schwarzem Fell, «Hotz» und «Hüdelli» solche mit zottigem Fell, «Dammast» und «Sattin» solche mit glattem Fell; das «Stümpli» hatte wohl einen Stummelschwanz, der «Stern» einen hellen Stirnfleck. Auf die Schnelligkeit verweisen Namen wie «Yl» (= eile), «Renni» oder «Fürbas» (= vorwärts), auf die Art der Fortbewegung «Häderli» und «Zyberlin» (zu «häderlen» bzw. «ziberlen» = mit raschen kurzen Schritten laufen). Das Motiv des Jagens und Verjagens liegt etwa bei «Veng» (= fangend), «Stöibli» (zu «stäuben» = verjagen, aufscheuchen) oder «Weidman» vor. Einige Hunde waren schlicht namenlos und wurden ganz phantasielos «Menli» (= Männlein) oder «Vötschli», «Föitz» (= Hündin) gerufen. Es gab aber auch Tiere, die scherzhafte Namen trugen wie «Wer weisd» (= wer weiss) und «Niemen» (= niemand) – diese waren ganz praktisch, denn hatte der Hund Mist gebaut und fragte jemand den Hundebesitzer, wer das getan habe, konnte dieser ohne schlechtes Gewissen mit «Wer weiss» bzw. «Niemand» antworten...
Quellen: Der Glückshafenrodel des Freischiessens zu Zürich 1504, hg. von Friedrich Hegi, Zürich 1942 sowie Hans Wanner, Hundenamen aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Festschrift für Ernst Ochs, hg. von Karl Friedrich Müller, Lahr 1951
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