MailänderliDie Bezeichnung Mailänderli und ähnlich für den bekanntesten Klassiker der Deutschschweizer Weihnachtsbäckerei sind schon bald 300 Jahre alt. Unter dem Namen Gâteau de Milan erscheinen die ersten Mailänderlirezepte im 18. Jahrhundert in Berner und Basler Kochbüchern. Im 19. Jahrhundert war in Bern dafür die Bezeichnung Miläänli verbreitet. Ob die Namengebung etwas mit der Herkunft des Gebäcks zu tun hat, ist ungewiss. Herkunftsnamen wa...
Unsere Weihnachts-Wortgeschichte widmen wir den wichtigsten Nebenfiguren bei der Geburt Christi: dem Ochsen und dem Esel. Sachlich dürfte es klar sein: Im Stall stand kaum ein Zuchtstier, sondern wohl ein kastrierter Ochse, den man für schwere Arbeiten gebrauchen konnte. Sprachlich sind die Verhältnisse für uns Deutschsprachige aber nicht so eindeutig, denn Ochs(e) konnte früher sowohl das verschnittene als auch das nicht verschnittene Rind bezei...
Es gibt in der Schweiz eine kahle Heide, die mit Disteln, verkrüppelten Bäumen und Stauden bestanden ist, wo rotes Flööschwasser (abgestandenes Wasser) dümpelt, Näschpli (Mispeln) und Brambeeri (Brombeeren) wachsen und einen die Brääme (Bremsen) plagen – das Giritzenmoos! Dort halten sich die verstorbenen Jungfrauen und Jünglinge als Strafe für ihre Ehelosigkeit auf. Die einen sagen, die ledig Verstorbenen würden sich in Kiebitze – im Dialekt Gir...
Der Waggis ist eine der beliebtesten Figuren an der Basler Fasnacht. Er stellt dort, ausgestattet mit einer übergrossen Nase, einen elsässischen Taglöhner in der Werktagstracht eines Gemüsebauern dar. Woher das Wort kommt, ist allerdings umstritten. Alte Quellen fehlen; erstmals schriftlich belegt findet sich der Waggis im Jahre 1870 in der Schweizer Zeitschrift «Gwunderchratte». Das Wort kommt in den Varianten Waggis, Wagges, Wackes und ähnlich ...
Weihnacht steht vor der Tür – es ist Zeit für unsere Weihnachts(wort)geschichte. Zum Sprachlichen müssen wir wenig sagen, ist es doch weithin bekannt, dass in «Weihnacht» althochdeutsch wīh «heilig» und naht «Nacht» steckt; althochdeutsch zi dēn wīhēn nahtun bedeutete also «in den heiligen Nächten». Vielleicht nicht mehr so bekannt ist, dass man das Wort im traditionellen Schweizerdeutsch Wienecht, also mit einem abgeschwächten ‑e- in der zweiten...
Für «Andreas» kennt das Schweizerdeutsche viele Varianten: Andrees, Anerees, Andreies, Andreia, Andris, Ändri, Änderli, Ändi, Drees, Rees, Reesel, Reesi, Nanzi... Am 30. November ist Andreastag – beziehungsweise dialektal Zantandreeschtagg (Wallis), Andreesetag (Nidwalden) oder Za[n]tanderschtig, Sätanderschtig (Prättigau). Bis ins 18. Jahrhundert hinein galt er als Termin für die Entrichtung von Zinsen und Zehnten. Er bot und bietet aber auch zu...
Diesen Samstag beginnt die Basler Herbstmesse. Mäss in den Bedeutungen ‹überregionaler Markt› und ‹Verkaufsausstellung› hat seinen Ursprung im kirchlichen Bereich. Das Wort bedeutet zwar bis heute ‹Gottesdienst, Eucharistiefeier›, hat aber schon früh eine Bedeutungserweiterung zu ‹Feiertag› und ‹Heiligenfest› erfahren. Von da aus gab es, wie bei Chilbi (vgl. Wortgeschichte Nr. 23 vom 5. September 2012), eine Bedeutungsübertragung auf einen mit d...
Angesichts des sich nähernden Bundesfeiertags widmen wir uns – Wilhelm Tell. Nicht der Sage als solcher, sondern dem Namen. Als unser Nationalheld zum ersten Mal in einer Schweizer Quelle erwähnt wurde, dem Weissen Buch von Sarnen (um 1470), hiess er Tall, bei seiner zweiten Erwähnung im Tellenlied (1477) dann Tell. Ein solcher Name war einst gar nicht so ungewöhnlich, wie heutige Ortsnamen bezeugen; so gibt es etwa in Obwalden ein Delligen, in N...
Jeden April wird am Zürcher Sechseläuten der Böögg verbrannt, ein auf einem zehn Meter hohen Holzhaufen stehender, mit Holzwolle und Knallkörpern gefüllter Schneemann. Bevor der Böögg im 19. Jahrhundert eine Angelegenheit der Zünfter wurde, trugen Knaben aus den verschiedenen Quartieren solche den Winter darstellenden Strohpuppen zur Schau durch die Stadt und verbrannten sie anschliessend. Das Wort ist oder war auch ausserhalb Zürichs bekannt und...
Jetzt zieht es wieder durch die Lande: das Chrischtchindli oder Wienechtschindli, wie es in den reformierten Teilen der westlichen Deutschschweiz aus religionspuristischen Gründen genannt wird. Oder ist es, wie uns Weihnachtsbeleuchtung und Werbung glauben machen wollen, allenfalls doch eher Santa Claus? Will man sich über die Identität des Gabenbringers in der Schweiz informieren, lohnt es sich, einen Blick ins Schweizerische Idiotikon – das nic...
Heute ist der Internationale Tag der Jugend. Die einschlägigen Wortartikel im Idiotikon wurden um 1900 herum verfasst und reflektieren einige eigentümliche Ansichten über die nachwachsende Generation. Hier ein paar Müsterchen: Morgens früh beim Heraustreten aus der Haustür einem Buben zu begegnen, galt in Stammheim für ein gutes Omen. D Mäitschi und Abrellewätter sind veränderli, hiess es im Luzernischen. Im Emmental bedeuteten Buben für die Pati...
Besonders im Grossraum Zürich und im Gebiet des alten Bern (heute Bern, Waadt, westlicher Aargau) kennt man ihn: den Berchtoldstag, dialektal «Bächteli(s)tag», «Berchteli(s)tag», «Berteli(s)tag» oder «Bärzeli(s)tag». In der Berner und Zürcher Tradition fällt er auf den 2. Januar, im thurgauischen Frauenfeld auf den dritten Montag im Januar. Doch wer ist Berchtold? Einen Heiligen dieses Namens gibt es nicht, und die Kantone, die den Tag begehen, s...
Heute wenden wir uns, wen erstaunt's, den schweizerdeutschen Wörtern für den Teigmann zu, den man am 6. Dezember verzehrt. Am verbreitetsten ist der Grittibänz, die Basler kennen den Grättimaa, die Luzerner und Solothurner hatten zumindest früher den Hanselimaa oder Hanselmaa, und in der Region Winterthur–Unterthurgau–Stein ist oder war der Elggermaa zu Hause. Grätte und gritte bedeuten beide «die Beine spreizen; grätschen». B...
Das Wort der Woche ist zu Ehren der in dieser Jahreszeit vielerorts stattfindenden Chilbenen die «Chilbi», die schweizerische Bezeichnung für den Jahrmarkt und den Rummelplatz. «Chilbi» geht zurück auf altalemannisch «kilchwîhi», bedeutet also ursprünglich «Kirchweihe». Die heutigen Chilbenen sind terminlich oft von den alten Kirchweihtagen losgelöst; dass aber etwa der Termin des Zürcher Knabenschiessens mit seiner grossen Chilbi auf das zweite ...