Anken, Schmalz, Britschi – und Butter
Das im Idiotikon am häufigsten gesuchte Wort ist Anke – gefolgt von Cheib (siehe Wortgeschichte Nr. 29 vom 17. Oktober 2012), huere und Siech. Im traditionellen Schweizerdeutsch gilt Anke (oder Angge, Aahe, Ouhe/Ouche, Aihu/Aichu, Öihu/Öichu) für «Butter» im grössten Teil der Deutschschweiz – von Basel und Winterthur im Norden bis Zermatt im Süden und von Murten im Westen bis Walenstadt im Osten. Im deutschen Sprachraum kennen zwar ausschliesslich die Alemannen das Wort, aber bei diesen ist es uralt – schon vor 1200 Jahren sprach man im Gebiet der heutigen Schweiz und Südbadens vom anko. Ausgang ist eine indoeuropäische Wurzel *ongwen-, die auch etwa im Lateinischen als unguen mit der Bedeutung «Fett, Salbe», im Keltischen als im (irisch), amann (bretonisch) oder menyn (walisisch) mit der Bedeutung «Butter», im Armenischen als aucanam «ich salbe» oder im Altindischen als anakti «er salbt» vorkommt.
In der Nordostschweiz und in grossen Teilen der Südostschweiz sagt man der Butter traditionell Schmalz oder Schmaalz. Das Wort, das eigentlich «ausgeschmolzenes Fett» bedeutet, ist verwandt mit schmelzen. Im bündnerischen Obersaxen kennt man einen dritten Begriff, nämlich Britschi, eigentlich «Bräutlein». Dabei handelt es sich um eine Kürzung des früher weitherum bekannten Wortes Ankebruut oder Schmalzbruut für «Butterbrot». Was aber die Braut hiermit zu tun hat, ist nicht vollends klar – wie man auch nicht recht weiss, was der Bock im ebenfalls «Butterbrot» bedeutenden Ankebock zu suchen hat. Das Schweizerische Idiotikon denkt an ein früheres Brauchtum.
Seit wir das Speisefett fertig abgepackt bei den Grossverteilern einkaufen, dringt auf breiter Front das schriftdeutsche (aber immer noch mit dem männlichen Geschlecht von Anke und Schmalz verbundene) Wort Butter vor. Dieses stammt, durch das Lateinische vermittelt, von griechisch butyros, was eigentlich «Kuhquark» bedeutet. Es handelt sich dabei vermutlich um eine Lehnbildung nach einem Wort der Skythen, die eurasische Reiternomaden waren – die Mittelmeervölker brauchten (und brauchen) zum Kochen ja kein tierisches Fett, sondern Olivenöl.
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