Kurzgefasste Übersicht über die Quellentypen des Schweizerischen Idiotikons
A. jüngere Sprache (mundartliche und teilweise schweizerhochdeutsche Quellen ab 1800)
- durch Korrespondenten (Pfarrer, Lehrer, Handwerker, Bauern usw.) eingesandte Wörtersammlungen von manchmal beträchtlichem Umfang (etwa Egg für Ringgenberg, Meier für Freiamt/Kelleramt, Meyer für Rüdlingen), einschliesslich Sammlungen von Redensarten und Sprüchen
- Wörterbücher:
- Stalders «Schweizerisches Idiotikon» von 1806/1812 und dessen Manuskript für eine Neubearbeitung (1994 veröffentlicht)
- Vorgänger aus dem 18. Jahrhundert (Schmidt für Bern, Spreng für Basel) und Nachfolger aus dem 19. Jahrhundert (Bühler für Davos, Hunziker für Aargau, Seiler für Basel, Tobler für Appenzell; ungedruckt: Im Obersteg für Simmental, Matthys für Nidwalden, Tschumpert für Graubünden, Zyro für Berner Oberland ua.)
- die regionalen und lokalen Mundartwörterbücher des 20. und 21. Jahrhunderts; allein ab 1980 über fünf Dutzend Publikationen (siehe Dialektwörterbücher)
- wissenschaftliche Literatur:
- «Beiträge zur schweizerdeutschen Grammatik» (Regional- und Ortsgrammatiken; 20 Bände) und daran Anschliessendes
- «Beiträge zur schweizerdeutschen Mundartforschung» (24 Bände) und zahlreiche weitere, vorwiegend wortkundliche Arbeiten
- «Sprachatlas der deutschen Schweiz» (8 Bände, dazu dessen ungedrucktes Material)
- Texte zu Aufnahmen des Zürcher Phonogrammarchivs
- Sagensammlungen (zB. Büchli für Graubünden)
- ungedruckte Ortsmundart-Grammatiken (zB. für Bosco/Gurin, Langenbruck, Rheinwald)
- belletristische Mundartliteratur: in unserer Bibliothek rund 2000 Bände und Bändchen, die teilweise mehrere Titel enthalten; mit einem quantitativen Höhepunkt zwischen 1880 und 1950
- Beiträge aus Internetforen und Onlinemedien
- namenkundliche Quellen und Arbeiten:
- Topographischer Atlas und Landeskarte der Schweiz
- regionale Orts- und Flurnamenbücher
- punktuell nutzbare Quellen wie Gesetzestexte, Zeitungsartikel, Inserate usw., die Helvetismen enthalten
- dialektale Eigenkompetenz
B. ältere Sprache (historische Quellen ab dem 13. Jahrhundert bis 1799)
- Chroniken (zB. von Anshelm, Edlibach, Justinger, Rüeger, Salat, Schilling, Vadian; «Basler Chroniken», «Chronik der Stadt Zürich» etc.)
- literarische Quellen, unter anderem:
- Dramen und Schauspiele (etwa von Boltz, Eckstein, Manuel, Ruef; Luzerner Osterspiele usw.)
- Marienleben (Wernher) und Heiligenlegenden (St. Katharinental)
- Autobiographien (Platter), Tagebücher (Stockar) und Reiseberichte (zB. über Pilgerreisen und Europareisen)
- Sammlungen von Merkwürdigkeiten (Cysats «Collectanea», Wicks «Wickiana»)
- Rechtsquellen, dh. Stadt- und Landrechte, Offnungen und Rödel, Rats- und Richtebücher, Mandate und Verwaltungsakten:
- unedierte Originalquellen, vornehmlich aus dem Zürcher und dem Berner Staatsarchiv und hier wiederum in erster Linie Gerichtsakten
- edierte Sammlungen, etwa «Aargauer Urkunden», «Codex Diplomaticus», «Fontes rerum Bernensium», «Quellen zur Zürcher Wirtschaftsgeschichte», «Sammlung schweizerischer Rechtsquellen», «Urkundenbuch der Abtei Sanct Gallen», «Zürcher Stadtbücher», «Zürcher Steuerbücher», dazu edierte Einzeltexte (zB. im «Geschichtsfreund» und in der «Zeitschrift für schweizerische Rechtsgeschichte»)
- religiöses Schrifttum:
- Zürcher Bibelübersetzungen von 1524/29 bis 2007
- reformatorische Schriften, hauptsächlich von Zwingli und Bullinger
- Predigten und Predigtsammlungen (zB. von L.Lavater und J.J.Ulrich)
- diverse sachkundliche und wissenschaftliche Literatur:
- Wörterbücher (besonders diejenigen von Fries und Maler)
- naturwissenschaftliche Werke (in erster Linie auf Gessner beruhend)
- zahlreiche Arzneibücher (zum Teil Manuskripte)
- verschiedene sachkundliche Abhandlungen, etwa über Gartenbau, Landwirtschaft und Militaria, sowie landeskundliche Darstellungen
- private Briefwechsel (insbesondere die umfangreiche Amerbach-Korrespondenz)
- Pamphlete, Flugschriften und Spottreden
- zu verschiedensten Themen verfasste historische Untersuchungen, die sich in sprachlicher Hinsicht auswerten lassen