Das Idiotikon, auch Schweizerdeutsches Wörterbuch, ist neu über das Internet zugänglich. Damit kann auf die etwa 150 000 Artikel der bisher erschienenen 16 Bände dieses Monumentalwerks, das die deutsche Sprache in der Schweiz vom Spätmittelalter bis in die Gegenwart dokumentiert, frei zugegriffen werden.

Das Schweizerische Idiotikon, an dem seit fast 150 Jahren kontinuierlich gearbeitet wird, ist jetzt auch über das Internet frei zugänglich. Damit öffnet sich die ganze Fülle des gespeicherten Wissens zum schweizerdeutschen Wortschatz einem neuartigen Zugriff: Die etwa 150 000 Wörterbuchartikel, die als Faksimile der gedruckten Ausgabe aufgerufen werden können, sind über ein ausgeklügeltes elektronisches Register erschlossen, das unzählige mundartliche und historische Varianten berücksichtigt. Damit wird das seit dem Publikationsbeginn von Fachleuten immer wieder angesprochene Problem der schwierigen Auffindbarkeit der Wörter weitgehend beseitigt. Es sollte ab jetzt auch für weniger geübte Benutzer möglich sein, ein gewünschtes Stichwort und den entsprechenden Wörterbuchartikel zu finden. In diesem Sinne kann und will die digitale Version ein breites Zielpublikum ansprechen.

Das bis jetzt fast 16-bändige gedruckte Werk enthält die Wörter mit den Anfangsbuchstaben A bis W und ist schon jetzt das grösste Regionalwörterbuch des Deutschen. Es dokumentiert die deutsche Sprache in der Schweiz vom Spätmittelalter bis in die Gegenwart, die älteren Sprachstufen genauso wie die lebendige Mundart. Da der Grundstock des gesammelten Mundartmaterials in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zusammengekommen ist, kann das Werk sonst kaum beschriebene und heute oft verschwundene Eigenschaften der sprachlichen, geistigen und materiellen Kultur dieser Zeit besonders gut dokumentieren. Es ist ein zentrales Referenzwerk für alle Wissensgebiete, die auf das gesprochene und geschriebene Wort Bezug nehmen, besonders für Sprach- und Literaturwissenschaft, Namenkunde, Geschichts- und Rechtswissenschaft, Theologie, Natur- und Volkskunde.

Mit der Online-Verfügbarkeit des Wörterbuchs ist das erste wichtige Ziel eines Digitalisierungsprojekts erreicht worden, das die Volldigitalisierung in Einzelschritten anstrebt. Bereits wird daran gearbeitet, ein handschriftlich vorhandenes grammatisches Register mit dem Stichwortregister zu verknüpfen. Weitere Anreicherungen des digitalen Registers, etwa durch die Verhochdeutschung der Stichwörter oder durch die Erstellung eines Bedeutungs- und Kategorienregisters sind in Planung. Das vom Wörterbuchredaktor PD Dr. Hans Bickel konzipierte, im Wesentlichen redaktionsintern erarbeitete Projekt wird die Zugriffsmöglichkeiten auf die im Wörterbuch gespeicherten "Wortwelten" in den nächsten Jahren kontinuierlich ausbauen.

Das Gesamtwerk wird 17 Bände umfassen. Die bisher erschienenen Bände sind weiterhin lieferbar (Verlag Huber Frauenfeld). Eine populäre Kurz- oder Volksausgabe ist in Planung. Das Schweizerische Idiotikon wurde von den beiden Zürcher Sprachwissenschaftlern Friedrich Staub und Ludwig Tobler gegründet. Zurzeit arbeitet das Redaktionsteam unter der Leitung von Dr. Hans-Peter Schifferle an der Fertigstellung der letzten beiden Bände. Finanziert wird die Arbeit durch die Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) und durch die Deutschschweizer Kantone.

Kontakt:

Schweizerdeutsches Wörterbuch
Auf der Mauer 5
8001 Zürich
044 251 36 76
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Bilder:

(Bilder in Druckauflösung erhalten Sie durch Klicken auf das entsprechende Bild)

Active Image Active Image Active Image Active Image Active Image

(Fotograf: Nik Hunger)