Das 218. Heft des Idiotikons bzw. die 16. Lieferung des 16. Bandes (ab-wëchslings-wīs bis wissen) weist einen besonders vielfältigen Inhalt auf. Den Anfang des Hefts machen die letzten Ableitungen der Wortfamilie Wīs 'Weise'. Die hierauf folgende Wortfamilie wīse(n) 'führen, zeigen' ermöglicht zahlreiche Einblicke in das historische Prozessrecht, so etwa (über-, er-, be-)wīsen 'etw. mittels Eidesleistung uä. nachweisen; jmdn überführen', Wīser 'Prozessberater' oder Wīsung 'Weiterleitung an eine höhere Instanz (besonders bei Uneinigkeit der Richter)'. Überdies enthält sie Kulturgeschichtliches wie die Wīsi 'dem Einläuten des Gottesdienstes vorangehendes Glockenzeichen' sowie Turicensia wie Wīsi(n)g 'Bericht mit einer Empfehlung (früher einer Kommission an die Regierung, heute von der Exekutive an die Legislative bzw. das Volk)'. Die Wortfamilie wīs 'weise' spiegelt die überbordende Titelei früherer Zeiten wieder. Die Wortfamilie wīss 'weiss' beschreibt nicht nur die eigentlichen Bezüge auf die Farbe, die auch im namenkundlichen Anhang breit vertreten sind, sondern enthält auch viel Symbolisches wie weisse Kleidung sowie Sagenhaftes über weisse Frauen, Tiere, Sachen und Pflanzen. Das Verb (ver-)wīsse(n) 'jmdm etw. vorwerfen, jmdn tadeln' ist besonders alpinmundartlich erhalten; Ableitungen wie Hellewīssi 'Höllenstrafe' sind hingegen längst verschwunden. Kurze Artikel betreffen Wīsel 'Alois' mit Wīse(n) 'Aloisia' sowie die etymologisch unklare Wīse(n) 'Kolik'. Das Verb wīse(n) 'besuchen' ist in der Innerschweiz mit Spezifizierung auf den liturgischen Grabbesuch noch bis ins 20. Jahrhundert fassbar; in die Wortfamilie gehören auch das historische Wīset 'bestimmte Abgabe' und das bündnerische Wīse(r)te(n) 'Taufmahl'. Wis/Wise(n) 'Wiese' ist das östliche Pendant zur westlichen Matte(n) – zwei Wörter, die den alten Ost-West-Gegensatz innerhalb der Alemannia illustrieren. Die namenkundliche Relevanz des Wortes Wis und seinen vielen Zusammensetzungen wird anhand ausgewählter Beispiele verdeutlicht. Mit ge-wiss 'gewiss' betreten wir teilweise emotionales Territorium; kein Wunder, kommen hier im adverbiellen, oft beteuernden Gebrauch besonders viele Lautvarianten vor, die euphemistisch motiviert sind und in der Scheu vor unerlaubtem Schwören gründen. Den Lehnwortschatz aus dem Französischen vertreten in diesem Heft Wisāge(n) 'Gesicht' und wisawī 'gegenüber'. Wisel 'Wiesel', älter mundartlich Wisle(n), heute meist formal diminutivisch Wiseli, und Nā(ch)-Wiseli 'Nachzügler' sind etymologisch nicht verwandt, die Herkunft des letztern ist allerdings unsicher. Die Überleitung zum nächsten Heft schliesslich macht wisse(n)/wüsse(n).